Die Wilder-Mann-Höhle: Archäologie, Sagen und historische Bedeutung

Die Wilder-Mann-Höhle auf dem Schlossberg von Wildon in der Steiermark ist ein bedeutendes kulturhistorisches Denkmal, das sowohl durch archäologische Funde als auch durch eine faszinierende Sage geprägt ist. Diese Höhle liegt in der Nähe der Ruinen der Burgen Alt- und Neu-Wildon, die eine bewegte Geschichte aufweisen. Der Ort, der nur wenige Kilometer südlich von Graz liegt, hat sowohl eine tiefe historische als auch eine sagenhafte Bedeutung.
Die Sage vom Wilden Mann
Die Wilder-Mann-Höhle verdankt ihren Namen einer alten Sage, die von einem wilden Riesen erzählt, der einst auf dem Wildoner Schlossberg lebte. Laut dieser Legende verwüstete er die Umgebung und versetzte die Bewohner der Ortschaft Wildon in Angst und Schrecken. Erst ein mutiges Mädchen konnte den Riesen überwältigen, indem sie ihn mit einer Stricknadel an der Schläfe verwundete, was schließlich zu seinem Tod führte. Diese Geschichte ist so tief mit der Identität des Ortes verbunden, dass der „wilde Mann“ heute Teil des Gemeindewappens von Wildon ist.
Archäologische Bedeutung der Wilder-Mann-Höhle
Neben der legendären Bedeutung ist die Wilder-Mann-Höhle auch ein archäologisch bedeutsamer Ort. Zwischen 1860 und 1880 wurden im Zuge von Steinbrüchen am Schlossberg Teile der Höhle zerstört. Es wird vermutet, dass das dabei gewonnene Material für den Bau der nahegelegenen Burg Neuwildon und möglicherweise auch für Festungsbauten in Graz verwendet wurde.
Archäologische Ausgrabungen in den 1980er und 1990er Jahren haben zusätzlich dazu beigetragen, die Geschichte der Burgen Alt- und Neu-Wildon zu rekonstruieren. Diese Grabungen, die vom Joanneum-Museum durchgeführt wurden, förderten wichtige Erkenntnisse zur Vorgeschichte der Region zutage. Leider wurden einige der Grabungsschnitte nach dem Ende der Ausgrabungen nicht vollständig zugeschüttet, wodurch sie heute noch im Gelände sichtbar sind.
Historische Burgen auf dem Schlossberg
Die Höhle befindet sich unweit der Überreste der Burgen Alt- und Neu-Wildon, die im 12. bzw. 13. Jahrhundert errichtet wurden. Die Burg Alt-Wildon, die älteste der beiden, wurde um 1173 erstmals erwähnt. Ihre Überreste zeigen noch heute eindrucksvolle Steinstrukturen, darunter der sogenannte Heidenturm, der vermutlich im Spätmittelalter errichtet wurde. Die Burg Neu-Wildon, auch als Oberwildon bekannt, liegt an der Ostseite des Schlossberges und wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Im 16. Jahrhundert erfolgten mehrere Umbauten, und im 17. Jahrhundert wurde die Burg schließlich aufgegeben.
Zerstörung und Erhalt
Leider wurde der vordere Teil der Wilder-Mann-Höhle durch die Steinbrüche im 19. Jahrhundert zerstört. Nur der hintere Teil der Höhle blieb erhalten. Trotz dieser Zerstörung haben die archäologischen Untersuchungen in der Region wertvolle Erkenntnisse über die Nutzung des Schlossberges in der Steinzeit und im Mittelalter geliefert.
Fazit
Die Wilder-Mann-Höhle und die umliegenden Burgen sind ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Sagen, Geschichte und Archäologie. Die Sage vom wilden Mann, die Steinbrüche des 19. Jahrhunderts und die archäologischen Funde geben einen tiefen Einblick in die lange und bewegte Geschichte der Region. Für Wanderer und Geschichtsinteressierte ist der Schlossberg von Wildon mit seinen Ruinen und der Höhle ein lohnenswertes Ziel, das nicht nur kulturell, sondern auch landschaftlich beeindruckt.
Anhang: Die Sage des Wilden Mannes von Wildon
Die Sage des Wilden Mannes ist eine der bekanntesten Erzählungen der Steiermark und eng mit der Wilder-Mann-Höhle verbunden. Der Legende nach lebte auf dem Wildoner Schlossberg einst ein wilder Riese, der die Bewohner von Wildon in Angst und Schrecken versetzte. Er entwurzelte Bäume, schleuderte Felsbrocken und verwüstete die umliegende Landschaft. Die Bevölkerung wusste keinen Ausweg, um den mächtigen Riesen zu stoppen, bis ein mutiges Mädchen den Plan fasste, den Riesen zu besiegen.
Das Mädchen begab sich zum Riesen und bot ihm an, seine Wirtschaft zu führen. Es wartete geduldig auf eine Gelegenheit, ihn zu überwältigen. Als der Riese eines Tages von der Jagd ermüdet zurückkehrte und tief einschlief, stach das Mädchen ihm mit einer Stricknadel in die Schläfe. Diese Wunde war tödlich, und der Riese starb nach einem letzten Wutausbruch, bei dem er noch Felsen ins Tal schleuderte.
Zur Erinnerung an diese Begebenheit nahmen die Bewohner von Wildon den wilden Mann in ihr Gemeindewappen auf. Der wilde Mann taucht auch später in der Sage als Beschützer der Region auf, zum Beispiel in der Geschichte eines Jungen, der von dem Geist des Riesen zu versteckten Weinfässern in der Höhle geführt wird.
Diese Sage ist tief in der lokalen Geschichte verwurzelt und ein zentrales Element der Identität von Wildon. Die Wilder-Mann-Höhle erinnert bis heute an diese sagenhafte Vergangenheit und ist ein Symbol für Mut und Durchhaltevermögen.
Anhang: Informationen über Schloss, Ort und Region
Schloss Wildon und die Burgruinen
Das Schloss Wildon, genauer die Ruinen von Alt- und Neu-Wildon, prägen die historische Landschaft auf dem Wildoner Schlossberg. Die ältere Burg Alt-Wildon wurde Mitte des 12. Jahrhunderts von den Herren von Wildon errichtet, einem der bedeutendsten steirischen Adelsgeschlechter jener Zeit. Noch heute sind Teile des Wohnturms, auch Heidenturm genannt, erhalten. Dieser Turm zeigt gotische Fenster und Balkone sowie ein eindrucksvolles Mauerwerk aus der Romanik und dem Spätmittelalter. Die Burg Neu-Wildon, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde, lag etwas östlich der älteren Anlage und wurde mehrfach umgebaut. Heute sind nur noch Überreste zu sehen, die jedoch die einstige Größe und Bedeutung der Burg erahnen lassen.
Der Ort Wildon
Wildon, erstmals 1219 erwähnt, ist ein kleiner Ort im Bezirk Leibnitz in der Steiermark, der historisch als Verkehrsknotenpunkt eine wichtige Rolle spielte. Die Lage an der Mur und an wichtigen Handelsrouten brachte Wildon wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch wiederholt kriegerische Auseinandersetzungen, wie im 13. Jahrhundert bei den Kämpfen des Landsberger Bundes. Heute zeichnet sich Wildon durch seine kulturelle Bedeutung und den historischen Bezug zu den Burgen und der Wilder-Mann-Höhle aus. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Geschichtsinteressierte.
Die Region Steiermark
Die Steiermark, auch bekannt als das „grüne Herz Österreichs“, ist eine der waldreichsten und landwirtschaftlich bedeutendsten Regionen des Landes. Besonders die südliche Steiermark, zu der auch Wildon gehört, ist bekannt für ihre Weinanbaugebiete, sanften Hügel und historischen Sehenswürdigkeiten. Städte wie Graz, die Landeshauptstadt, und historische Stätten wie die Riegersburg oder das Schloss Eggenberg ziehen zahlreiche Besucher an. Die Region bietet ein vielfältiges kulturelles und landschaftliches Angebot, das von Wanderwegen und Weinkellern bis hin zu mittelalterlichen Burgen reicht.
Diese Informationen fassen die wichtigsten kulturellen, historischen und geografischen Aspekte der Wilder-Mann-Höhle und ihrer Umgebung zusammen und bieten eine breite Übersicht über die Bedeutung des Schlossbergs in Wildon.