Der Bergsteigerfriedhof Johnsbach – Ein Ort des Gedenkens
Der Bergsteigerfriedhof Johnsbach im Bezirk Liezen in der Steiermark ist der größte Bergsteigerfriedhof Österreichs und ein Ort des Gedenkens für all jene, die ihr Leben in den Bergen verloren haben. Der Friedhof um die Pfarrkirche Heiliger Ägydius führt eine Liste der Verunglückten, die bis in das Jahr 1810 zurückreicht und hunderte Namen umfasst. Die Entstehung und Geschichte dieses Friedhofs sowie seine Bedeutung machen ihn zu einem besonderen Ort, nicht nur für Angehörige der Verunglückten, sondern auch für Bergsteiger und Naturliebhaber.
Entstehung des Bergsteigerfriedhofs
Die Pfarrkirche Heiliger Ägydius in Johnsbach wurde im 16. Jahrhundert gegründet und diente zunächst der lokalen Bevölkerung als Gotteshaus. Der zugehörige Dorffriedhof war ursprünglich ein Ort, an dem die Einwohner des Tals bestattet wurden. Die exponierte Lage des Ortes in den Gesäusebergen und die Nähe zu anspruchsvollen Bergregionen wie dem Hochtor und dem Admonter Reichenstein machten Johnsbach jedoch bald zu einem zentralen Ort für den Bergsport.
Bereits im frühen 19. Jahrhundert kamen immer mehr Bergsteiger in die Region, angelockt von den alpinen Herausforderungen und der wilden Natur. Doch mit der wachsenden Popularität des Bergsteigens stiegen auch die Risiken. Die schwierigen Wetterbedingungen, die steilen Felswände und die unberechenbaren Naturgefahren führten immer wieder zu Unfällen. Um den verunglückten Bergsteigern einen würdigen Ort des Gedenkens zu geben, begann man um das Jahr 1810, eine Liste der Verunglückten zu führen und sie auf dem Friedhof der Pfarrkirche beizusetzen.
Geschichte und Entwicklung
Der Bergsteigerfriedhof Johnsbach entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Gedenkstätte, die weit über die Region hinaus bekannt wurde. Besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als der Alpinismus in Europa einen regelrechten Boom erlebte, stieg die Anzahl der Bergsteiger, die in den Gesäusebergen verunglückten. Die Bergsteigerbewegung zog Abenteurer und Naturenthusiasten aus ganz Europa an, und so findet man auf dem Friedhof die Namen von Menschen unterschiedlichster Herkunft.
Im 20. Jahrhundert trug die Professionalisierung des Bergsteigens und die Verbesserung der Rettungstechnik dazu bei, die Zahl der tödlichen Unfälle zu reduzieren. Trotzdem blieb der Bergsteigerfriedhof ein wichtiger Ort des Gedenkens. Die zahlreichen Kreuze und Gedenktafeln erinnern an die Gefahren des Bergsteigens und mahnen zugleich zur Vorsicht und Demut gegenüber der Natur.
Heute gilt der Friedhof als der größte Bergsteigerfriedhof Österreichs. Er ist nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein historisches Denkmal, das die Geschichte des Alpinismus und die Gefahren des Bergsports in den Alpen dokumentiert.
Bekannte Opfer
Auf dem Bergsteigerfriedhof Johnsbach sind sowohl Hobby-Bergsteiger als auch bekannte Alpinisten bestattet. Zu den bekanntesten Opfern gehört unter anderem der österreichische Alpinist und Bergführer, der durch seine zahlreichen Erstbesteigungen in den Gesäusebergen berühmt wurde. Leider fanden auch viele erfahrene Kletterer und Bergführer in diesen Bergen ihren Tod.
Eine der tragischsten Geschichten ist die eines jungen Bergsteigers, der bei einer Klettertour am Hochtor verunglückte. Trotz seiner Erfahrung und der sorgfältigen Vorbereitung wurde er von einem plötzlichen Wetterumschwung überrascht, der ihm das Leben kostete. Solche Schicksale zeigen, dass die Berge auch für die Erfahrensten unter uns unberechenbar bleiben.
Der Friedhof als Mahnmal
Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach ist mehr als nur ein Ort der letzten Ruhe. Er ist ein Mahnmal für die Gefahren des Bergsports und erinnert daran, dass die Schönheit der Alpen auch mit Risiken verbunden ist. Jeder Gedenkstein und jedes Kreuz erzählt eine eigene Geschichte – von Menschen, die die Faszination der Berge gesucht und dabei ihr Leben verloren haben.
Die Inschriften auf den Grabsteinen sind oft bewegend und mahnen zur Vorsicht und Demut. Viele von ihnen enthalten Botschaften wie „Der Berg rief und er ging“ oder „Verunglückt in den geliebten Bergen“. Solche Worte spiegeln die tiefe Verbindung der Verunglückten zur Bergwelt wider, aber auch die Tragik, die oft mit dem alpinen Abenteuer einhergeht.
Ähnliche Bergsteigerfriedhöfe in Österreich
Neben dem Bergsteigerfriedhof in Johnsbach gibt es in Österreich weitere Friedhöfe, die als letzte Ruhestätte für in den Bergen verunglückte Menschen dienen. Einer der bekanntesten ist der Bergsteigerfriedhof in St. Anton am Arlberg, der als einer der ältesten seiner Art in den Alpen gilt. Auch in Kals am Großglockner und in Heiligenblut gibt es spezielle Gedenkstätten für Bergsteiger.
Diese Friedhöfe teilen eine gemeinsame Aufgabe: Sie sind Orte des Gedenkens, die die Geschichten und Schicksale derjenigen bewahren, die in den Bergen ihr Leben ließen. Gleichzeitig sind sie Mahnmale, die die Gefahren des Alpinismus verdeutlichen und zur Vorsicht im Umgang mit der Natur aufrufen.
Fazit
Der Bergsteigerfriedhof Johnsbach ist ein eindrucksvolles Zeugnis der langen und oft auch tragischen Geschichte des Alpinismus in den österreichischen Alpen. Er erinnert uns daran, dass die Berge nicht nur Orte der Freude und des Abenteuers sind, sondern auch der Gefahren und Herausforderungen. Für Bergsteiger und Besucher ist er ein Ort des Innehaltens und des Nachdenkens über die eigene Beziehung zur Natur und zu den Bergen.