Burgruine Krems – Ein historisches Juwel über Voitsberg

Die majestätische Wächterin der Weststeiermark
Hoch über der Stadt Voitsberg erhebt sich die imposante Burgruine Krems, deren verwitterte Mauern von einer bewegten Vergangenheit zeugen. Als östlicher Wachposten der Stadt diente sie jahrhundertelang als strategisch wichtiger Schutz und Frühwarnsystem für die Bevölkerung des Voitsberger Beckens. Heute präsentiert sich die Anlage als faszinierendes Zeugnis mittelalterlicher Wehrarchitektur und als kulturelles Erbe der Steiermark, das Besucher in längst vergangene Zeiten entführt.
Die Anfänge: Entstehung im Hochmittelalter
Die Ursprünge der Burg Krems reichen vermutlich bis ins 12. Jahrhundert zurück, eine Zeit, in der die Steiermark als eigenständiges Herzogtum etabliert wurde. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg datiert auf das Jahr 1256, als sie im Besitz der Herren von Wildon war, einem bedeutenden steirischen Adelsgeschlecht. Die strategische Lage auf einem Höhenzug östlich von Voitsberg machte sie zu einem wichtigen Kontrollpunkt über die Handelsrouten durch das Kainachtal.
Die frühe Anlage bestand vermutlich aus einem einfachen Wehrturm mit Palisadenbefestigung, der im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich erweitert und verstärkt wurde. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass bereits in dieser Frühphase eine kleine Siedlung im Schutz der Burg existierte, die von der Sicherheit der Befestigung profitierte.
Blütezeit unter den Herberstein
Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte die Burg im 15. Jahrhundert in die Hände der einflussreichen Familie Herberstein. Unter ihrer Herrschaft erlebte die Anlage ihre bedeutendste Ausbauphase. Die Herbersteins, die zu den mächtigsten Adelsfamilien der Steiermark zählten, investierten erhebliche Mittel, um aus der mittelalterlichen Wehranlage ein repräsentatives Wohnschloss zu schaffen.
Im 16. Jahrhundert wurde die Burg umfassend erweitert und mit prächtigen Wohnräumen, einer Kapelle und weitläufigen Wirtschaftsgebäuden ausgestattet. Der markante fünfstöckige Bergfried, das bis heute beeindruckendste Element der Anlage, erhielt seine charakteristische Zinnenbekrönung. Die Innenräume wurden mit kostbaren Wandmalereien, Holzvertäfelungen und kunstvollen Kachelöfen ausgestattet, die den gehobenen Lebensstil der Besitzer widerspiegelten.
Besonders Georg III. von Herberstein (1501-1580), ein bedeutender Diplomat im Dienste der Habsburger, prägte die Entwicklung der Burg. Unter seiner Ägide wurde die Anlage nicht nur zu einem wehrhaften Bollwerk, sondern auch zu einem kulturellen Zentrum, in dem Künstler und Gelehrte ein- und ausgingen.
Kriegerische Zeiten: Die Türkengefahr
Das 16. und 17. Jahrhundert waren für die Steiermark von der ständigen Bedrohung durch die Osmanen geprägt. Die Burg Krems spielte in dieser Zeit eine wichtige Rolle im Verteidigungssystem der Region. Als Teil einer Kette von Wehrbauten diente sie als Beobachtungsposten und Signalstation, um vor herannahenden feindlichen Truppen zu warnen.
Während der Türkeneinfälle von 1529 und 1532 bewährte sich die Burg als sicherer Zufluchtsort für die Bevölkerung der umliegenden Dörfer. Die massiven Mauern und der tiefe Burggraben boten wirksamen Schutz gegen die Angreifer. Historische Aufzeichnungen berichten von dramatischen Belagerungen, bei denen die Verteidiger durch geschickte Taktik und die günstige Lage der Burg die Oberhand behielten.
Die Türkengefahr führte zu weiteren Verstärkungen der Befestigungsanlagen. Zusätzliche Außenmauern, Schießscharten für Feuerwaffen und verbesserte Zugangssperren machten die Burg zu einer nahezu uneinnehmbaren Festung. Diese Baumaßnahmen sind teilweise noch heute an den Ruinen erkennbar.
Niedergang und Verfall
Mit dem Ende der osmanischen Bedrohung und dem Aufkommen moderner Kriegsführung verlor die Burg Krems allmählich ihre militärische Bedeutung. Im 18. Jahrhundert zogen sich die Herbersteins zunehmend auf ihre komfortableren Schlösser im Tal zurück, und die Burg diente hauptsächlich als Verwaltungssitz für die umliegenden Ländereien.
Die hohen Unterhaltskosten und der zunehmende Verfall der mittelalterlichen Bausubstanz führten dazu, dass die Anlage immer mehr vernachlässigt wurde. Teile der Burg wurden als Steinbruch für Bauprojekte in der Umgebung genutzt, was den Verfall weiter beschleunigte. Dachschäden führten zu Wassereintritt, der die wertvollen Innenausstattungen zerstörte und die Bausubstanz angriff.
Erzherzog Johann und die Romantik
Eine Wende in der Geschichte der Burg brachte das Jahr 1817, als Erzherzog Johann von Österreich (1782-1859) die bereits stark verfallene Anlage erwarb. Der Habsburger, der als großer Förderer der Steiermark in die Geschichte einging, hegte eine romantische Begeisterung für mittelalterliche Burgen und erkannte den historischen Wert der Ruine.
Obwohl Erzherzog Johann keine umfassende Restaurierung durchführen ließ, sorgte er doch für grundlegende Sicherungsmaßnahmen, die den weiteren Verfall zumindest verlangsamten. Sein Interesse an der Burg Krems steht im Kontext der aufkommenden Romantik, die eine Wiederentdeckung und Wertschätzung des Mittelalters mit sich brachte.
In seinen Tagebüchern beschrieb der Erzherzog die malerische Lage der Burg und die beeindruckende Aussicht über das Voitsberger Becken. Er nutzte die Anlage gelegentlich für Jagdausflüge und empfing dort Gäste, die seine Begeisterung für die mittelalterliche Architektur teilten.
Das 20. Jahrhundert: Vergessen und Wiederentdeckung

Nach dem Tod Erzherzog Johanns geriet die Burgruine Krems zunehmend in Vergessenheit. Die beiden Weltkriege und die wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegsjahre ließen kaum Ressourcen für den Erhalt historischer Baudenkmäler. Die Natur begann, sich Teile der Anlage zurückzuerobern, Efeu überwucherte die Mauern, und Bäume wuchsen im Inneren der verfallenen Gebäude.
Erst in den 1980er Jahren erwachte wieder Interesse an der historischen Bedeutung der Burg. Lokale Geschichtsforscher und Heimatkundler begannen, die Archive nach Dokumenten zur Geschichte der Anlage zu durchforsten und erste Bestandsaufnahmen des baulichen Zustands durchzuführen.
Der entscheidende Wendepunkt kam 1989, als der gemeinnützige Verein für Kinder- und Jugendförderung „Licht im Leben“ die Burgruine erwarb. Mit großem Engagement und unter fachkundiger Begleitung durch Denkmalpfleger begannen umfangreiche Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten. Ab 1993 unterstützte auch der neu gegründete Burgverein „Krems in der Steiermark“ diese Bemühungen.
Revitalisierung und heutige Nutzung
Die Revitalisierungsmaßnahmen der letzten Jahrzehnte haben dazu beigetragen, dass die Burgruine Krems heute wieder ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst darstellt. Besonders der markante Bergfried wurde umfassend saniert und ist nun wieder begehbar. Von seiner Plattform bietet sich ein atemberaubender Rundblick über die westliche Steiermark bis hin zu den Ausläufern der Alpen.
Die Restaurierungsarbeiten folgten dem Prinzip der behutsamen Konservierung. Anstatt eine vollständige Rekonstruktion anzustreben, wurden die vorhandenen Bauteile gesichert und vor weiterem Verfall bewahrt. Archäologische Grabungen im Burggelände förderten zahlreiche Fundstücke zutage, die Einblicke in das Alltagsleben der früheren Burgbewohner geben.
Heute dient die Burgruine als atmosphärischer Veranstaltungsort für kulturelle Events, Konzerte und pädagogische Projekte. Das historische Ambiente der alten Gemäuer bildet eine eindrucksvolle Kulisse für Theateraufführungen, mittelalterliche Feste und Kunstausstellungen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen wecken die Ferienprojekte in der Burg Begeisterung für Geschichte und kulturelles Erbe.
Architektonische Besonderheiten
Die Burgruine Krems weist trotz ihres teilweise verfallenen Zustands noch zahlreiche architektonische Besonderheiten auf, die Einblicke in die Baukunst verschiedener Epochen geben. Der fünfstöckige Bergfried mit seiner Höhe von über 25 Metern dominiert die Anlage und stellt ein herausragendes Beispiel hochmittelalterlicher Wehrarchitektur dar. Die ungewöhnlich dicken Mauern von bis zu drei Metern Stärke zeugen von der defensiven Bedeutung dieses Bauwerks.
Bemerkenswert sind auch die Reste des Palas, des herrschaftlichen Wohngebäudes, das im 16. Jahrhundert unter den Herbersteins erheblich erweitert wurde. Spitzbogenfenster und Fragmente von Gewölbeansätzen lassen die einstige Pracht der Innenräume erahnen. An einigen Stellen sind noch Reste von Wandmalereien erkennbar, die Szenen aus der Bibel und der höfischen Mythologie darstellen.
Die Burgkapelle, die dem heiligen Georg geweiht war, zeigt Elemente der Spätgotik und frühen Renaissance. Besonders bemerkenswert ist das kunstvoll gearbeitete Steinportal mit seinen floralen Ornamenten, das die handwerkliche Meisterschaft der damaligen Steinmetze unter Beweis stellt.
Die Region Voitsberg: Historischer Kontext
Die Geschichte der Burg Krems ist eng mit der Entwicklung der Stadt Voitsberg und des umliegenden Gebiets verbunden. Die Region war seit der Römerzeit besiedelt und gewann im Mittelalter als Durchgangsgebiet zwischen dem Grazer Becken und Kärnten an Bedeutung. Der Bergbau, insbesondere der Abbau von Kohle, prägte über Jahrhunderte die wirtschaftliche Entwicklung.
Voitsberg erhielt bereits im 13. Jahrhundert das Stadtrecht und entwickelte sich zu einem wichtigen Handels- und Handwerkszentrum. Die Burg Krems sicherte nicht nur die Stadt, sondern kontrollierte auch die wichtigen Handelsrouten, die durch das Gebiet führten. Die Burgherren erhoben Zölle und übten die Gerichtsbarkeit aus, was ihnen erhebliche Einnahmen sicherte.
Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit war die Region wiederholt Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Neben den bereits erwähnten Türkeneinfällen litt das Gebiet unter den Bauernaufständen des 16. Jahrhunderts und den Konflikten der Reformationszeit. Die Burg Krems spielte in diesen unruhigen Zeiten eine wichtige Rolle als Zufluchtsort und militärischer Stützpunkt.
Weitere Sehenswürdigkeiten der Region
Die Weststeiermark rund um Voitsberg bietet neben der Burgruine Krems zahlreiche weitere Attraktionen, die einen Besuch lohnen:
Das weltberühmte Lipizzanergestüt Piber, wo die edlen weißen Pferde für die Spanische Hofreitschule in Wien gezüchtet werden, liegt nur wenige Kilometer entfernt. Besucher können bei Führungen die prächtigen Tiere und die historischen Stallungen besichtigen.
Schloss Greißenegg, ein beeindruckendes Renaissance-Schloss am Rande von Voitsberg, beherbergt heute ein Hotel und Restaurant. Die gut erhaltene Anlage mit ihrem charakteristischen Arkadenhof vermittelt einen Eindruck vom Lebensstil des Landadels in der frühen Neuzeit.
Die Köflacher Therme nutzt die heilkräftigen Quellen der Region und bietet moderne Wellness- und Gesundheitsangebote. Das mineralhaltige Wasser wird seit Jahrhunderten für seine heilende Wirkung geschätzt.
Der Naturpark Mürzer Oberland lädt mit seinem Netz an Wanderwegen zu ausgedehnten Touren durch eine abwechslungsreiche Landschaft ein. Die vielfältige Flora und Fauna der Region kann hier in ihrer natürlichen Umgebung erlebt werden.
Das Stölzle Glas-Center gibt Einblicke in die traditionelle Glasherstellung, die in der Steiermark eine lange Tradition hat. Besucher können den Handwerkern bei der Arbeit zusehen und im angeschlossenen Shop hochwertige Glasprodukte erwerben.
Die Pfarrkirche St. Margarethen in Voitsberg, ein gotischer Bau aus dem 14. Jahrhundert, beeindruckt mit ihrem schlanken Turm und wertvollen Kunstschätzen im Inneren, darunter ein spätgotischer Flügelaltar und barocke Seitenaltäre.
Nicht zu vergessen, der Schaufelradbagger VABE SchRs700 ist das beeindruckende Herzstück des Maschinen- und Geräteparks Zangtal in Voitsberg, Österreich. Diese imposante Bergbaumaschine repräsentiert ein bedeutendes Kapitel der österreichischen Industriegeschichte und zieht heute Besucher aus nah und fern an. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über Geschichte, technische Daten und die aktuelle Bedeutung dieses eindrucksvollen Industriedenkmals.
Praktische Informationen für Besucher
Die Burgruine Krems ist für Einzelbesucher an zwei besonderen Tagen im Jahr geöffnet: am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, und am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag. An diesen Tagen werden Führungen angeboten, die tiefe Einblicke in die Geschichte und Architektur der Anlage vermitteln.
Für Gruppen besteht die Möglichkeit, nach Voranmeldung Besichtigungen zu vereinbaren. Besonders für Schulklassen werden spezielle pädagogische Programme angeboten, die Geschichte lebendig und anschaulich vermitteln.
Das Außengelände der Burgruine Krems kann jederzeit besichtigt werden und bietet bereits einen guten Eindruck von der Größe und strategischen Lage der Anlage. Ein Rundweg führt um die Burgmauern und erschließt verschiedene Aussichtspunkte mit Blick auf Voitsberg und die umliegende Landschaft.
Für Kontakt und Anmeldungen stehen Alois Volgger und Prof. Dr. Ernst Lasnik unter der Telefonnummer +43 3142 22218 zur Verfügung. Aktuelle Informationen zu Veranstaltungen und Öffnungszeiten finden sich auf der Website der Burgruine Krems.
Ein lebendiges Denkmal
Die Burgruine Krems ist mehr als nur ein stummes Zeugnis vergangener Zeiten. Sie ist ein lebendiger Ort der Begegnung mit Geschichte, Kultur und Natur. Die sorgfältige Restaurierung und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten haben dazu beigetragen, dass die historische Substanz bewahrt wird und gleichzeitig neue Generationen für das kulturelle Erbe begeistert werden.
Der Besuch der Burgruine Krems lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Im Frühling und Sommer beeindruckt die üppige Vegetation rund um die alten Mauern, im Herbst taucht die Sonne die verwitterten Steine in goldenes Licht, und im Winter bietet sich bei klarer Sicht ein spektakulärer Ausblick über die verschneite Landschaft.
Die Burgruine Krems steht exemplarisch für den respektvollen Umgang mit historischen Baudenkmälern in der Steiermark. Sie verbindet auf gelungene Weise Denkmalschutz mit zeitgemäßer Nutzung und trägt so dazu bei, dass die Geschichte der Region lebendig bleibt und an kommende Generationen weitergegeben wird.
So findest du die Burgruine Krems